Mittwoch, Oktober 18, 2006

Gaping Maw

Dank sei den Segnungen des Internets!

Habe ich doch dort eine CD von Gaping Maw gefunden, die - glaub ich - auch ihre einzige Aufnahme ist. Ist auf jeden Fall eine Live-CD, mit dem schönen Titel Two Improvistaions. Damit ist auch über die Entstehung schon alles gesagt, man hört drei Leuten (Kurt Johnson, Kyle Bruckmann und Tatsuys Nakatani) beim improvisieren zu. Diese drei bedienen bass guitar, double bass, electronics, minimoog, electronics, suona, drums, percussion (wie es im Booklet der schön gestalteten CD und auf der Homepage des Labels Archive heißt). Weder kannte ich irgendeinen der Beteiligten vorher, auch wenn Kurt Johnson wohl mal bei den Flying Luttenbachers gespielt haben soll, bei mir klingelt da nix, noch wusste ich was ein Suona sein soll, aber Wikipedia konnte mir helfen. Es ist eine chinesische Oboe, die es in zwei oder mehr Größen gibt. Die Suona besticht durch ihren "distinctively loud and high-pitched sound". Tja, das hilft in Bezug auf Gaping Maw doch schon mal weiter... .

Auf der CD sind, völlig überraschend, zwei Stücke, beide heißen nach ihren Aufnahmeorten, das erste folgerichtig: '30.24m> Nervous Center 11.02.01> Chicago' und das zweite: '10.14m> Candlestick Maker 08.09.02> Chicago'. Und einen schöneren Ort als den Nervous Center, rein namentlich, hätte es auch nicht geben können, um Gaping Maws Melange aus Improvisation, Krautrock und Guitarrendrones aufzunehmen und so programmatisch zu betiteln.

Musikalisch verwandt sind sie am ehesten mit Growing oder Mouthus, erinnern aber auch an die ebenfalls bei Archive erschienene Kollaboration von James Plotkin und Tim Wyskida, die 8 Improvistaions heißt. Jede Band reichert das dynamische Zusammenspiel von Gitarre und Schlagzeug dann entweder mit anderen Instrumenten an oder eben nicht. In diesem entstehneden Spannungsfeld geht es natürlich recht lärmig zu, allerdings wird immer genug Distanz zu "richtigen" Noisebands wie Merzbow oder Wolf Eyes gewahrt, diese entsteht durch einen stärkeren Bezug auf (Free) Jazz.

Die Veröffentlichungen von Archive sind generell zu empfehelen, wenn man was für dronige Sounds übrig hat oder sich gerne instrumentale Musik anhört, bei der die Stücke häufig lang sind und/oder laut. Besonder hervorzuheben sind neben Gaping Maw, die Platten von Growing und LSD March, beide heißen Live. Von LSD March gibt's auch noch eine andere CD bei Archive, die eher ruhiger und düsterer ist. Ganz weit vorne sind Archive auch was die Gestaltung angeht, immer extrem aufwendig und Format sprengend, weswegen die CDs wohl normalerweise im Ausklappcover kommen. Archive machen leider ausschließlich CDs und die sind generell limitiert, allerdings normalerweise wohl nicht so streng wie im Falle von Fushitsusha, von deren Archive-CD gibt's nur sechs Stück, dafür als sechsfach CD, also gut sieben Stunden Musik.




edit1: Hab mich mal durch meine Plattenkisten und das CD-Regal gekramt und dabei kam raus, daß Kurt Johnson in der Tat bei den Flying Luttenbachers war und das sogar noch bei einem meiner absoluten FL-Lieblingsalben, nämlich auf der "...The Truth is a Fucking Lie...", außerdem hat er noch auf Alptraum und Trauma mitgespielt.
Hier geht's zur Homepage der Flying Luttenbachers. Hier gibt's einen Wikipedia-Artikel zu Growing.

edit2: bei Gaping Maw gibt's natürlich nur BASSgitarre und keine "normale" Gitarre, nur so am Rande, bevor sich noch jemand beklagt.

2 Kommentare:

Super-K hat gesagt…

Hey, echt guter Artikel. Denn hst Du wirklich einfach so runtergeschrieben? Es ist sehr gut zu lesen, weil flüssig geschrieben und gelernt abe ich so heute auch wieder was. Ich wußte z. B. auch nicht wie chinesische Oboen heißen, geschweige denn, dass es in China Oboen überhaupt gibt.

daniel hat gesagt…

tja, so ist Buzzer, man lernt immer was dazu!