Mittwoch, November 22, 2006

Manchmal, ja manchmal...

...ist man genau der blöde Konsument, wegen dessen Existenz sich die Musikindustrie Umsonstheftchen wie das intro erlaubt! Hab ich mir nämlich eine nicht nur dort heftigst gefeierte Platte einer noch stürmischer bejubelten Band blind oder besser taub gekauft. Und zwar Alarma Man von - genau - Alarma Man.

Das sind bestimmt nette Menschen und was ich hier zu sagen gedenke, ist auch gar nicht so sehr gegen die Band gerichtet, sondern einerseit gegen mich, nicht so blindlings irgendwelche Platten zu kaufen, aber andererseits v.a. gegen die völlig hirnfrei Superlative produzierende Hypemaschine.

Zur Einstimmung mal der Anfang des Reviews aus intro:
Nach einem langen, harten Arbeitstag machst du es dir gern bequem, rauchst ein Köpfchen und lauschst entspannter Musik? Hey, Achtung! Leg bloß nicht Alarma Man auf! Sonst bleibt von dir nur noch der Abdruck im Sessel übrig. Meine Güte. Leben die in einer anderen Zeitdimension, oder haben die einfach sämtliche Adrenalinvorräte Skandinaviens aufgekauft?
Na das klingt für jemanden der Shorty für ne super Band hielt doch erstmal verlockend, denn im Sektor nervöser, frickeliger und gleichzeitig kraftvoller Musik, war es doch recht still geworden. Victim's Family ein Schatten ihrer selbst, No Means No dümpeln auch eher so vor sich hin, nicht gerade unsympathisch, aber eben unaufgeregt und unaufregend. Dillinger Escape Plan? Zu viel Testosteron... Gilt eigentlich auch für die meisten schwedischen Bands, auch wenn's da wenige gibt, die das Feld überhaupt bestellen, dort ist entweder Skatepark oder Garage (inkl. Tattoos, Geldbeutel an Ketten etc) angesagt. Also, nur allzu löblich, daß da mal was aus Schweden aus dem Bereich nachgeschoben wird. Das erste Stück heißt auch gleich 'Sweden Sweden' und es ist totlangweilig. Da versprüh ich ja mehr Elan, wenn ich gerade aufgewacht bin. Das was hier schräg sein soll, rockt einfach nur stoisch vor sich hin, vorhersehbar, austauschbar und gähn.

Also auf zum zweiten Stück, aber erstmal noch was aus'm intro:
Dass das Wort Mathe ein Synonym für Terror ist, war ja vielleicht einigen schon klar, aber niemals wurde das, was in den Gehirnen untalentierter Rechner beim Lösen schwieriger Aufgaben vorgeht, kongenialer vertont als von Alarma Man. Endlich spiegelt mal jemand meine ureigenen Gefühle wider.
Ach echt?

Der zweite Song ist auch laaangweilig. Der dritte Song hat zwar einen Supertitel ('Fell in Love with a Woman, Twice My Size'), aber Ihr wisst was kommt...

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Obwohl die vier gestörten Typen aus Göteborg bestimmt was anderes sagen wollen, wenn sie ihre Musik als Math-Punk bezeichnen. Sie wollen sagen: Wir sind Teil einer völlig außer Kontrolle geratenen Maschine, die einer sehr eigenen und stringenten Logik folgt. Wir sind das vertrackte Gegenteil von Chaos und klingen gerade deswegen so fürchterlich schön nach Weltuntergang.
Wenn der Weltuntergang so klingt, dann muß da keiner Angst vor haben, könnte eher - ähm - laaangweilig werden. Obwohl, hey, im vierten Song tut sich mal was, das uninspirierte Vorsichhingerocke wird durch das beinahe dynamische Zusammenspiel aller Beteiligter fast ein Hit. Die Rhythmik ist halbwegs schräg, die Gitarren und der Bass sind sich auch nicht so richtig einig, sie können's doch, aber nur kurz. Denn mit Song fünf kehrt dann wieder Langeweile ein.

Das sieht der Kollege von intro offensichtlich ganz anders...
Vielleicht wollen sie auch was anderes sagen. Vielleicht sind die ja Kubisten oder so was. Wer weiß das schon? Einen Sänger, der einem da Näheres berichten könnte, haben sie nicht. Nur Gitarren, Bass und Schlagzeug. Jeder gegen jeden und alle zusammen gegen den Rest der Welt. Das klingt dann wie Fucking Am in brandgefährlich und dürfte sich auch mit Fug und Recht als Hardcore mit großem H bezeichnen.
das einzige was ich hier mit großem H schreiben würde: Höchst laaangweilig.

Obwohl, Song Nummer sechs kommt wieder ganz passabel daher, ein kleines Highlight und der einzige Grund die Platte nicht zum nächsten Second-Hand-Laden zu bringen.

Der Rest: Belanglosigkeit, mit oder ohne großes B. Aber der intro-Schreiber weiß was sich gehört, am Ende muß noch mal ein Kracher her, also los:
Ohne Gnade schrauben die Schweden die Mechanik des Irrsinns weiter und weiter und machen einen ganz kirre damit. Die passende Platte zum Tagesgeschehen. Ein tonnenschwerer Meilenstein.
Na dann! Ach so, hab ich vergessen zu erwähnen, daß die Platte als ein Spektakel der Ausgabe lief? Ach so, Pendikel haben im selben Heft eine gute, aber eher wohlwollende Kritik abbekommen.

Ach so, zum Schluß sollte ich noch kurz erwähnen, daß ich die ebenfalls auf Sinnbus veröffentlichten Platten von Delbo und Klez.e auch irgendwie überbewertet fand. Trotzdem freut's mich natürlich, daß es diese Plattform für kleine und eher unabhängig arbeitende Bands gibt und so. Also nichts für Ungut, Sinnbus.

p.s. daß ich mich v.a. über die für die CD ausgegebenen 11,50 bei Flight 13 ärgere, ist nur ein böses Gerücht.

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